Bettina Klinkig

Ausstellungen:
07/2008 Café Schwarzer Riese – Acrylbilder
11/2008 Zahnarztpraxis Dr. Ebert – Acrylbilder
03/2014 Kunst im Quartier „Asphalt-Tiere“
02/2015 Kunst im Quartier „Moment mal – Momente malen“
03/2015 Café Schwarzer Riese „Urban Sketching“
07/2015 Pfostengalerie Kleberstraße „Asphalt-Tiere“
10/2015 Bob Maiers Kunsthaltestelle am Mainufer „Reiseskizzen Kopenhagen“
03/2016 Kunst im Quartier „Reiseskizzen: unterwegs auf der Autobahn“
04/2016 Artothek der VHS Aschaffenburg
10/2016 Café Schwarzer Riese „Urban Sketching – Zeichnen unterwegs“
03/2017 Kunst im Quartier „Was bleibt – bleibt was?“
07/2017 Bachsaal Christuskirche Aschaffenburg „Luther eigenARTig – frauklinkig malt luther. aus.“
03/2018 Kunst im Quartier „Im Hinterhof“
05/2018 Museumsnacht Aschaffenburg „Unterwegs sein“ – Künstler sehen den Jakobsweg
11/2018 Motiv der Aschaffenburger fairtrade Stadtschokolade von Zotter
06/2019 Meaux (Frankreich) Galerie 'Echappée solidaire' „Tausche Zeichnung gegen Essen“
06/2020 Aschaffenburger Kulturtage online „Corona-Tagebuch“
06/2020 Kornhäuschen Aschaffenburg „Corona-Tagebuch“
12/2020 Musée des beaux-arts de Vannes, Bretagne, Sammelausstellung: #dessinetafenetre - Fensterzeichnungen während des Lockdowns

Am Anfang war das Buch. Von 2014 bis Anfang 2019 habe ich nur in Skizzenbücher gezeichnet. Es gab

eine bestimmte Sorte, die meinen Vorstellungen entsprach – günstig und mit einfachem Papier – in die

ich zeichnete und meine Erlebnisse beim Zeichnen festhielt.

Nach und nach kamen andere Medien dazu: ein kleiner Block, 10 cm im Quadrat, um noch flexibler zu werden;

so konnte ich meine Ausrüstung immer, auch im Konzert und im Theater in einer kleinen Handtasche,

dabei haben. Dann kam die Enttäuschung im Urlaub 2018: das Papier des gewohnten Skizzenbuchs hatte

sich verändert, es war nicht mehr aquarellfähig. Von da an probierte ich viele verschiedene Medien aus,

immer auf der Suche nach dem einen Material, das mir entspricht: weich, offenporig, mit der Möglichkeit

glatte Verläufe herzustellen. Den kleinen Block hatte ich für das tägliche Zeichnen witerhin immer dabei.

Doch die kleinen Geschichten, die meine Skizzenbücher bereichert hatten, fehlten mir. Es entstand ein

Kompromiss: für Reisen und manche kleine Wochenendtouren bastele ich mir seitdem Skizzenbücher in

Leporello-Form. Diese Reisetagebücher erzählen von weit mehr als dem Sichtbaren, von Erlebnissen, Begegnungen,

Stimmungen und Eindrücken von Orten. Jeden Tag zeichne ich mindestens ein Bild – je nach

Möglichkeit – manchmal größer, manchmal kleiner; manchmal entsteht eine Abfolge von sogenannten

„Thumbnails“ (Daumennageln), Minibildern, die nur die Essenz des Augenblicks einfangen.

Den Block nutze ich darüber hinaus nach wie vor, er ist jedoch dem Alltag vorbehalten. Dann erzählt das

Bild die Geschichte und die Erinnerung an die Situation bleibt nur für mich allein.

Die Ausstellung zeigt einen kleinen Teil der Reisetagebücher, eine subjektive Auswahl verschiedenster

Fahrten. Besonders herauszuheben ist dabei das Buch der Frankreichreise im Juni 2019. Ich wollte herausfinden,

inwieweit Frankreich und Deutschland sich seit meinen ersten Besuchen in den 1980er Jahren

näher gekommen sind. Diese Idee habe ich mit einer „Tausche-Bild-gegen-Essen“ Aktion umgesetzt. Herausgekommen

ist eine Begegnung mit wunderbaren Menschen in Meaux, eine mehrtägige Einladung zum

Mitwohnen und viele getauschte Bilder – abgesehen von viel gutem Essen für mich.

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist das „Tagebuch eines Jahres“. Es zeigt fast alle Zeichnungen meines

kleinen Blocks aus dem Jahr 2022, unkommentiert aufgereiht. Der Betrachter geht mit ins Theater, ins

Café, fährt mit zur Augenklinik nach Gießen oder zum Orchesterwochenende. Er kann sich an den Farben

des Herbstes erfreuen, ungeschönte Blicke auf Städte und kleine Details werfen, begleitet mich ins Wartezimmer

beim Arzt, beobachtet Leute im Einkaufszentrum oder trinkt mit mir Espresso.

Das einzelne Bild ist in beiden Ausstellungsteilen nicht als Einzelkunstwerk wichtig, es geht um die Abfolge,

um mein Projekt, das Leben in Zeichnungen einzufangen. Und manchmal geht es auch um den

Spiegel, der dem Betrachter vorgehalten wird, der ihm zeigt, wie diese Welt in meinen Augen aussieht.